Happy Job: Diskutieren wir immer sachlich?
Wenn wir miteinander im beruflichen Kontext diskutieren, gehen wir automatisch von einer sachlichen Diskussion aus. Jedoch gibt es neben einer Sachebene auch immer eine Beziehungsebene, die in jedem Gespräch eine Rolle spielt. Abseits von der Fach- und Sachlichkeit geht es in der Beziehungsebene um wechselseitige Sympathie und Akzeptanz der anderen Person. Dies entsteht unter anderem durch Austausch, Wertschätzung, Respekt, Gemeinsamkeiten und Interesse an dem Gegenüber.
Wie erkenne ich Unsachlichkeit beim Anderen: Wenn ich meine Argumente darlege und die Gegenargumente meines Gegenübers höre, ist die Frage, wodurch diese Gegenargumente initiiert werden? Ist es die sachliche Auseinandersetzung aufgrund fachlicher, faktischer Informationen, die zu Gegenargumenten führen? Ist es einfach der Wille eine noch freie Position einzunehmen, um das Bild der Themenstellung zu komplimentieren? Oder könnte sogar das Verlangen bestehen, jeder These eine Antithese folgen zu lassen, im Sinne des meist unbewussten Glaubenssatzes: „Jede Aussage oder Meinung braucht dringend eine Gegenmeinung oder Widerspruch, solange Sie nicht von mir selbst stammt.“
Wie erkenne ich Unsachlichkeit bei mir selbst: Überlegen Sie, wie Sie in einer Entscheidungssituation argumentieren, wenn von ihrem Gegenüber der „Ja-Aber-Standpunkt“ oder gar der „Sicher-Nicht-Standpunkt“ kommt. Versuchen sie ihre genannten Argumente zu verstärken, gehen Sie auf die Aber-Argumente ihres Gegenübers ein oder bestätigen Sie sogar Teile seiner Argumente? Die Ablehnung ihres Gegenübers wird in aller Regel geringer, wenn sie die Aber-Argumente verstehen und wiederholen, als ihre eigenen Argumente zu trommeln. Die gilt umso mehr ihr Gegenüber aufgrund von persönlichen Gründen und nicht aufgrund von sachlicher Motivation ablehnt!
Durch dieses Reflektieren über die Sachlichkeit in der Diskussion werden Beziehungsgräben ersichtlich, die nichts mit dem sachlichen Austausch von Argumenten zu tun haben. Erst die Diagnose, dass es kein Sach- sondern Beziehungsthema ist, kann eine heillose Verflechtung von Sach- und Beziehungsebene auflösen und dauerhafte, sachorientierte Zusammenarbeit sicherstellen.
Abschließend ein paar Tipps, wie Sie die Beziehungsebene im Gespräch stärken können: Geben Sie ihrem Gegenüber mehr Sprechzeit als sich selbst nach der vielfach zitierten Weisheit: „Zwei Ohren, ein Mund nutze es im selben Verhältnis“. Hören Sie zu, um zu verstehen, anstatt zu antworten. Zeigen Sie ehrliches Interesse an ihrem Gegenüber und versuchen Sie die Standpunkte ihres Gegenübers zu verstehen, denn Verstehen bedeutet nicht gleichzeitig Zustimmung. Ihr Gegenüber verlangt von Ihnen in der Regel nicht die Zustimmung, aber jedenfalls das Verstehen und dies mit Recht.
Viele neue Erfahrungen und Erfolge beim Ausprobieren😊.